“Kraft der Dunkelheit”, so lautet Annas heutiger Artikel. Beim Lesen hat es mich zurück katapultiert in die dunkelste Zeit meines bisherigen Lebens. Und mich zu den nachfolgenden Zeilen inspiriert.
Der Blick zurück in die Dunkelheit....
Es ist bei mir nun schon viele Jahre her, dass ich mich in diesen Dimensionen, welche Anna beschreibt, befand. Mich, im Gegensatz zu ihr, diesen Dimensionen der Dunkelheit völlig ausgeliefert und handlungsunfähig fühlte... Ohnmächtig.
Warum war das so?
Im Gegensatz zu Anna war ich damals noch sehr sehr unbewusst. Obwohl ich täglich Eckhart Tolles “JETZT, die Kraft der Gegenwart” hörte, spirituelle Bücher las und alles über den Buddhismus wissen wollte, anfing, Meditation zu praktizieren..., also bereits eine Kraft in mir vorhanden war, die mein Erwachen wollte. Doch das alles war sehr vage und das neue Bücher-Wissen brachte keine Ordnung in mich, es katapultierte mich eher ins Chaos. Denn je mehr ich las und vom Leben zu verstehen glaubte, desto weniger wusste ich, wer ich tatsächlich bin. Theorie und Praxis sind eben zwei verschiedene Dinge…
Eine Lebenskrise, die sich peu à peu angebahnt hatte, ohne dass ich es so richtig realisiert hätte, schneite herein. Der Tod meiner Mutter, durch den ich so unerwartet und plötzlich einen Menschen verlor, der mich selbstlos geliebt hatte, so wie ich war, brachte das Fass zum überlaufen. Mein Leben stand plötzlich Kopf. Und das, obwohl alle äußeren Umstände im Grunde optimal waren. Ich einen wunderbaren Mann und zwei nicht weniger wunderbare Kinder an meiner Seite hatte, ein Haus in einem kleinen idyllischen Ort, das ich mit viel Liebe selbst entworfen und gemütlich eingerichtet hatte und in dem Freunde ein und aus gingen, mein eigen nannte. Anstatt große Dankbarkeit für all diese Geschenke zu empfinden, fühlte ich mich jedoch getrieben. Und ich wusste nicht einmal wohin es mich trieb und noch weniger warum.
Das einzige, was ich sicher wusste: dass ich da raus wollte, wo ich war!
Ich wusste noch nicht wie, hatte aber die Gewissheit, dass ich das alleine schaffe, die Kraft und das nötige Wissen dazu in mir trage. Das "raus hier" interpretierte ich allerdings zunächst rein auf mein äußeres Leben. Und leider zerstörte ich damit den Familienfrieden, nahm meinen Kindern und mir selbst den sicheren Hafen...
Heute erscheint mir diese Zeit wie ein böser Traum... Eine Zeit, die mich - auf sehr schmerzhafte Weise - vieles gelehrt hat, in der ich aber auch das beste, was ich hatte, meine Familie, vernachlässigt habe.
Ich befand mich in einem äußerst fragilen Zustand, in dem "dunkle Mächte" mich vor sich her trieben und für eine Zeit lang die Führung über mein Leben übernahmen. Ich folgte meinem Instinkt. Auf den, glaubte ich damals, wäre Verlass. Weit gefehlt... (Ich werde in einem späteren Artikel näher darauf eingehen)
Viele hielten mich damals für egoistisch.
Und ja, ich WAR egoistisch. Und es schmerzt, dort heute hinzuschauen und zu sehen, was dieser Egoismus angerichtet hat. Mir (meinem Alltagsbewusstsein) war mein Egoismus damals nicht bewusst. Lediglich ein verborgener Anteil in mir - mein wahres Selbst, wie ich heute weiß - WUSSTE und dieser Teil war verzweifelt, wollte mir helfen, wollte mich heilen. Mich vom Ego, meinem falschen Ich, dem falschen Selbstbild, befreien.
Mein damaliger Zustand fühlte sich für mich nicht umsonst so an, als ginge es ums Überleben.
Denn ja, für mein Ego stand tatsächlich ALLES auf dem Spiel. Und es wollte überleben. Die Selbstfindung - und geht sie nicht immer über den Weg des Leids, der Dunkelheit?, denn genau das bringt der Ego-Tod mit sich - benötigt extrem viel Kraft und Energie, extrem viel Durchhaltewillen. Allein zu erkennen, dass dieses Ego nichts weiter als eine Maske aus Schall und Rauch ist und absolut nichts mit unserer wirklichen Identität zu tun hat, ist schmerzhaft. Zu innbrünstig haben wir diese Rolle gespielt. So innbrünstig, dass wir sie zu unserer Identität machten, unser wahres Selbst unterminierten.
Der Bereich des Bewusstseins ist viel größer, als sich mental ermessen lässt.
Wenn du nicht länger alles glaubst, was du denkst, löst du dich vom Denken
und siehst klar, dass der Denker nicht der ist, der du bist.
Eckhart Tolle
Diese Zeit ist lange vorbei. Zum Glück. Ich möchte sie nicht noch einmal erleben. Doch letztlich hat es sich gelohnt, an mir “zu arbeiten”. Ruhe und Frieden ist in mein System eingekehrt, Mitgefühl dominiert mein Handeln, ich habe mein Selbstbewusstsein zurück erlangt, ein Gefühl des Gleichmuts gegenüber den Dingen, die dem Ego einmal wichtig waren, hat sich eingestellt. Und wenn sich des Egos Anteile heute melden - denn natürlich wird es nie ganz schweigen - dann schaue ich sie freundlich an, sage was zu sagen ist, und schon lösen sie sich auf. Ja, es fühlt sich nach innerem Wachstum an. Ein Entwicklungsschritt in die richtige Richtung. Definitiv. Aber vielleicht wäre es mit weniger Leid für meine Familie gegangen? Hätte ich mir früher Hilfe geholt. Doch ich wollte es alleine schaffen… “Hätte” nützt uns natürlich nichts, denn die Vergangenheit ist nicht zu ändern. Es war wie es war und es hilft nichts, darüber zu lamentieren. Es fällt mir aber immer noch schwer, mir zu verzeihen, was ich meinem damaligen Mann und den Kindern angetan habe. Das ist die Realität. Heute.
Ist das alles alleine zu schaffen? Oder brauchen wir Hilfe von anderen?
Ab einem gewissen Zeitpunkt ist es besser, dem Berater in uns zu vertrauen, da uns niemand besser kennt als er und uns somit niemand besser helfen kann. Wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, d. h. wir unserem inneren Berater genug vertrauen und er zudem stark und weise genug ist, das wissen nur wir selbst.
Eine gewisse Hilfe habe ich mir damals von Außen geholt bzw. "kam sie auf wundersame Weise zu mir". In Form einer Ausbildung beim Institut für humanistische Psychologie in Eschweiler. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich weiß nicht, ob ich es ohne diese Hilfe geschafft hätte.
Die Arbeit an mir selbst - vor allem auch die kreativen Parts - und der Austausch in der kleinen Gruppe taten mir ausgesprochen gut. Ich beendete die Ausbildung nicht, da es nicht mein Ziel war, eine Beraterin für andere zu werden. Ich war ja selbst noch lange nicht fertig mit meiner eigenen Entwicklung. Die hatte gerade erst begonnen...
Ist sie je zu Ende?
Schaut gerne auch auf meiner Homepage vorbei: https://schreibspirit.wordpress.com/