Mein Erwachens-Prozess, oder wie man den Vorgang der Selbstwerdung auch immer nennen möchte, er begann weit vor dem Erlebnis, im Ayya Khema-Buddha Haus (hierzu folgt ein separater Artikel), wo ich 2007 an einem einwöchigen Retreat teilnahm: «Meditieren und edles Schweigen»... Am Ende unserer letzten Meditation, also unmittelbar vor Beendigung des Retreats, ergab es sich, dass ich ein unglaubliches Erlebnis hatte. Eine Energie, die in meinen Kopf aufstieg, schien meinen Schädel zu öffnen und sich mit einem Lichtstrahl von oben zu verbinden. Ein Glücksgefühl durchströmte meinen ganzen Körper, zog meine Mundwinkel nach oben und ich wollte für alle Ewigkeit so verweilen. Doch das Ende der Meditation wurde «eingeläutet» und ich musste diesen Zustand verlassen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was da mit mir passiert war und sollte erst viele Jahre später erfahren, dass dies wohl die Kundalinikraft war, die mein Kronenchakra «durchbrach».
So aber fuhr ich ahnungslos nach Hause zurück und wünschte mir nur, dass ich «diesen Vorgang» nun bei jeder weiteren Meditation erleben könnte. Doch es passierte nie wieder.
Wäre mein weiteres Leben anders und für mich und weniger schmerzvoll verlaufen, hätte sich die Kundalini damals nicht entrollt? Ich muss erwähnen, dass dieses Erlebnis auf einen sehr unbewussten Menschen traf, der ich damals noch war.
Omraam Mikhael Aivanhov schreibt auf Seite 120/121 in seinem Buch “Geheimnis Mensch, Seine feinstofflichen Körper und Zentren”1 folgendes:
"Die Kundalinikraft schlummert an der Basis des Rückenmarks. Sie ist die Mutter, die das Universum erschuf, die "Kraft aller Kräfte", wie Hermes Trismegistos sie nennt. Wenn sie einmal erweckt ist, kann sie sich entweder nach oben oder nach unten wenden. Wenn sie sich nach oben wendet, ermöglicht sie dem Menschen die höchste spirituelle Entwicklung. Wenn sie sich aber nach unten wendet, kann das sehr schlimme Folgen nach sich ziehen. Derjenige, der die Kundalinikraft weckt, aber nicht rein ist und sich selbst nicht bemeistern kann, wird die Beute einer zügellosen sexuelle Leidenschaft, die ihn mit atemberaubender Geschwindigkeit in den Abgrund zieht. Außerdem entwickelt er einen so maßlosen Ehrgeiz, daß er sich der ganzen Welt entgegenstellt. Darum ist es für den Schüler ratsam, nicht zu versuchen, die Kundalinikraft zu wecken, bevor er sich Reinheit und Demut erarbeitet hat, denn diese stärkste aller Kräfte kann sowohl zerstören als auch erschaffen."
"In gewisser Weise ist es leicht, die Kundalini zu erwecken. Aber zu wissen, wohin und wie man sie lenken soll, das ist sehr schwer, doch gerade das ist das Wichtigste. Die Richtung, die die Kundalini einschlagen wird, hängt nicht von der Willenskraft des Menschen ab, sondern von seinen Qualitäten und Tugenden. Wenn die Schlange Kundalini erwacht, wendet sie sich dorthin, wo es für sie Nahrung gibt. Findet sie also Nahrung in den niederen Bereichen, wendet sie sich dorthin und dann ist es aus, das ist der Abgrund, der wahre Abgrund. Wenn sie dagegen von der höheren Natur im Menschen angezogen wird, so wendet sie sich nach oben."
Tatsache ist: Ich war nicht vorbereitet und die frei geschaltete Energie änderte ihre Richtung und fuhr, nachdem sie während der Meditation in die Höhe geschossen war und sich mit der universellen Liebe verbunden hatte, im weiteren Verlauf, als ich wieder zuhause war, nach unten. Heftete sich im Sakralchakra fest. Eine positive Veränderung, die ich bemerkte und auf das Meditationserlebnis zurückführte, war, dass meine Angst vor dem Tod sich aufgelöst hatte (und das ist bis heute so). Vielleicht führte dies auf der anderen Seite aber auch dazu, dass es meinen damaligen Leichtsinn stärkte. Ich bemerkte auch eine Veränderung «in meinem Wollen», vertraute hier wie immer meinem Instinkt und folgte blind meinem Bauchgefühl, was rückblickend gesehen fatal war (zur Erinnerung: ich war zu der Zeit kein besonders bewusster Mensch). Es folgte ein regelrechter Absturz in den Abgrund. Die Kundalini-Energie hatte sich in einem Bereich festgeheftet, welcher – einem unbewussten Menschen – zur Befriedigung trieb- und egobehafteter Begierden dient. So hat mir die Kundalinikraft, indem sie sich dort hinwendete, «wo es für sie in meinem Energiesystem Nahrung gab» den Bereich offen gelegt, der dringend zu bearbeiten war. Doch ich war blind für einen solchen Hinweis. Und es folgte eine schreckliche Zeit, an die ich mich nicht gerne zurück erinnere. Der Blick in die Vergangenheit lässt mein Herz schmerzen.
Ich war alles andere als erleuchtet... Erwacht war zwar «etwas» in mir, meine Kundalini, aber da ich zu dem Zeitpunkt wie bereits erwähnt, vollkommen unbewusst durchs Leben ging, agierte diese Energie nicht in einem Körper-Geist-Seele geeinten Wesen (Roland Ropers nennt es: transzendente Drei-Einheit) sondern hatte freie Bahn, um in einem Körper-Emo Wesen ohne Geistes-Verbindung zu wirken oder besser ausgedrückt: dort ihr Unwesen zu treiben.
Ich hielt die Sehnsucht und den Schmerz in mir, in welchen ich damals verstrickt war, für Liebeskummer. Und das war es auch. Aber eine andere Art von Liebeskummer, als die von mir vermutete. Denn mein Denken fixierte sich dabei auf eine bestimmte Person. Die glaubte ich zu lieben (und wollte, dass sie mich liebt)... In Wahrheit war es aber eine Projektion meiner Urwunde auf «ein Objekt im Außen». In Wahrheit ging es um die Wunde des Nicht-geliebt-Werdens bzw. Geliebt-werden-Wollens in mir selbst.
Dazu kam diese gewaltige Energie, die durch das Kundalini-Erwachen freigesetzt worden war... Die ich nicht einhegen konnte (und das damals auch garnicht wollte) und die mich mit sich fort riss, besser: vor sich her trieb... Ja ein Trieb... Ich war diesen Kräften, diesem Trieb ausgeliefert. Wurde zum Spielball. Meine Emotionen wechselten von himmelhochjauchzend nach zu Tode betrübt. Je nachdem, was gerade geschah. Ob eine neuerliche Begegnung mit dem (vermeintlich) Geliebten lockte oder der «Kater danach» mich in den Keller stürzte.
Ich befand mich im Chaos und wusste nicht, wie ich da herauskommen sollte. Ein Teil in mir (das Triebhafte) boykottierte, denn es wollte mich dort festhalten. Die dunkle Macht hatte mich im Griff. Aber mein gesunder Anteil (die helle Seite) war auch noch da. Und sie stemmte sich dagegen. Es fand ein Kampf in meinem Inneren statt und dieser Kampf bereitete mir ungeheuren seelischen Schmerz. Denn «das andere» (die dunkle Seite) war stark und wollte überleben. Ich begann exzessiv psychologische und spirituelle Bücher zu lesen. Sie fesselten mich, wie kaum jemals ein Krimi zuvor es vermocht hatte. Ich wollte mich und «den anderen» besser verstehen. Eckhart Tolles «Jetzt - Die Kraft der Gegenwart» im Hörformat wurde zum allabendlichen Ritual. Ich hatte üble Träume und dieser Zustand des Chaos machte es mir schwer, im Alltag zu funktionieren und für die Familie da zu sein.
Zu dieser Zeit trug es sich zu, dass ich auf meinen Irrwegen auf einen Menschen traf, der mir hilfreich war, indem er mich zu einer Ausbildung im Bereich der ganzheitlich humanistischen Psychologie motivierte. Das erste Jahr fokussierte sich dabei auf die Arbeit an sich selbst.
Insbesondere der Austausch in der kleinen Gruppe sowie die kreativen Einheiten im Rahmen der Ausbildung taten mir ausgesprochen gut. Es ist interessant, dass ich zu dieser Zeit etliche Bilder malte, auf denen Flammen loderten oder Spiralen das Hauptmotiv ausmachten.
… Die Spirale, die wahrscheinlich älteste Symbol-Form überhaupt…
Das Spirale-Symbol ist ein uraltes Symbol, das fast allen Kulturen bekannt ist.
Ein Spirale-Symbol, das sich nach rechts dreht, weist auf das Leben hin, und das, das in die entgegengesetzte Richtung geht, und sich nach links dreht, kann wiederum ein Zeichen für eine Rückkehr zur Einheit sein.
Meine Spiralen drehten sich überwiegend nach links…
Das alles erfolgte vollkommen intuitiv, ich überließ das Malen meiner Hand, ohne zu denken...
Ich erinnere mich intensiv an den Moment, als ich im Stehen, weil das Blatt so groß war, mit Fingerfarben!, also mit meinem Zeigefinger eine aus einer Schale aufsteigende rote Energie malte. Dieses Bild:
"Kundalini ist dargestellt als eine dreifach in sich eingerollte Schlange, im Inneren eines Dreiecks, im Zentrum des Muladharachakras. Wenn sie erwacht, ist sie wie eine Flamme, ein Feuer, das spiralartig an der Wirbelsäule aufzusteigen beginnt. Auf dem Weg nach oben trifft sie auf die anderen Chakras und stimuliert sie."
Omraam Mikhael Aivanhov, Seite 133 “Geheimnis Mensch, Seine feinstofflichen Körper und Zentren”2
Ich wusste nicht, warum ich ausgerechnet diese Motive malte, konnte das nicht deuten, nicht einordnen. Vielleicht gab es Hinweise aus der Gruppe. Ich erinnere mich nicht... Zumindest lenkte ich so meine überbordende Sakralchakra-Energie, oder wenigstens einen Teil davon, aufs Papier, statt sie (unkontrolliert) auszuleben. «Da draußen» und auch leider in mir selbst gab es keine weise Frau an meiner Seite, die mir auf die Sprünge half.
Dann stieß ich auf Tantra … Tantra verspricht für diesen Energiebereich die richtigen Praktiken und Techniken vermitteln zu können, um diese spezielle Energie «umzuleiten» und für das spirituelle Wachstum nutzen zu können. Nachdem ich mir hier selbst einen Eindruck verschaffen konnte, rate ich nicht dazu, es auszuprobieren (auch hierüber wird es noch einen Artikel geben).
Omraam Mikhael Aivanhov bemerkt zum Tantra:
”Doch ich sage es euch noch einmal, ich bin nicht ganz einverstanden mit diesen [Tantra]Techniken, insbesondere wenn sie von den Menschen des Westens ausgeführt werden sollen.
… doch es ist meiner Ansicht nach nicht notwendig, bis hin zu diesen Praktiken zu gehen. Es gibt andere Methoden, die ich euch noch aufzeigen werde. Dann werdet ihr sehen, dass unsere Lehre bei weitem all diese überlieferten Übungen … übertrifft, … ebenso wie sie auch all die Lehren übertrifft, die unter dem Vorwand Tantra-Yoga zu betreiben, die Leute zu allerlei sexuellen Übertreibungen anhalten.”
Omraam Mikhael Aivanhov, Seite 402 “Liebe und Sexualität” 3
Die große Frage, die unbeantwortet bleibt: wäre ich die, die ich heute bin, wenn es sich anders zugetragen hätte? War es vielleicht sogar wichtig für meinen Entwicklungsweg, genau diese Erfahrungen zu machen? Oder hätte eine andere – weniger schmerzvolle oder zumindest weniger zerstörerische (denn ich zerstörte meine Ehe, vernachlässigte meine Kinder und schädigte meinen Körper) – Erfahrung zum gleichen Ergebnis geführt? Hätte mein Selbst erwecken können?
Wie auch immer... Ich hätte mir gewünscht, dass ich besser vorbereitet gewesen wäre oder zumindest jemanden an meiner Seite, der mir die Dinge um mich zu deuten gewusst hätte. Wobei ich nicht sagen kann, ob ich überhaupt in der Lage bzw. bereit gewesen wäre, diese Hilfe anzunehmen. Die wertvollen Hinweise einer Kartenlegerin, die ich damals aufsuchte, schlug ich leider in den Wind...
All meine Versuche, Ordnung in mein inneres Chaos zu bringen, führten zunächst nicht dazu, dass sich der Energiestrudel im Sakralchakra auflösen konnte. Dieser energetische Einfluss hatte letztlich die Konsequenz, dass in meiner Gebärmutter ein riesengroßes Myom heranwachsen konnte, was von schrecklichen Blutstürzen begleitet war und mir durch den monatlichen Blutverlust wertvolle Energie raubte. Nachdem das Myom immer größer wurde und die Blutverluste ebenfalls, blieb mir als letzte Option nur die Gebärmutter Entfernung übrig. Die Nachwehen der Operation waren für mich ziemlich verheerend und es dauerte mehr als sieben Jahre, bis mein Körper sich wieder stabilisierte und mein Energiesystem sich normalisieren konnte (siehe hierzu meinen Text)
"Der beste Rat, den man den Menschen des Abendlandes geben kann, ist der, nicht zu versuchen die Kundalini zu erwecken, sondern ein reines Leben zu führen, das mit den göttlichen Gesetzen im Einklang steht. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wird sie von selbst erwachen. Man darf nichts überstürzen. Jede andere Vorgehensweise ist riskant, denn diese Kraft ist wie ein Feuer, das sogar bestimmte Organe im Körper verwüsten und zerstören kann. Wenn alles auf natürlichem Weg verläuft, ohne Druck, dann kann der Mensch auf harmonische Weise zum göttlichen Bewusstsein erwachen."
Omraam Mikhael Aivanhov, Seite 123/124 “Geheimnis Mensch, Seine feinstofflichen Körper und Zentren” 4
Fakt ist, dass etwas seit meinen 20ern in mir rumorte (das war Anfang der 80er Jahre). Da begann bereits das Interesse für Spiritualität, insbesondere für den Buddhismus und eine Faszination für Meditation. Ich las Bücher von Hesse und Fromm, auch «den» Dethlefsen «Schicksal als Chance», der damals in aller Munde war. Ein Buch von Bhagwan (wie man ihn damals noch nannte), fiel mir in die Hände, welches mich einerseits anzog und andererseits abstieß. Damals lebte ich in München und seine Jünger schwirrten überall herum. Sie waren mir ehrlich gesagt etwas suspekt.
Eine Meditation mit einem kleinen warmherzigen buddhistischen Mönch, in einem Münchner Wohnzimmer, zu der mich eine Freundin mitschleppte, hat sich mir am tiefsten und positivsten eingeprägt aus dieser Zeit.
Ich kehre zum Herzen zurück, also bin ich
Roland R. Ropers
Heute bin ich um einiges weiser. Der Energiefluss in mir hat sich normalisiert. Anstelle des Chaos ist Ruhe eingekehrt. Auch der Bereich meines Sakralchakra hat sich beruhigt und ist heute mit einer vollkommen anderen Energiequalität verbunden: anstelle von sexuellen Triebgefühlen steigt von dort die Empfindung starker (Mutter)Liebe auf, was mein Herzchakra nährt. Der Sexualtrieb ist aus der Sphäre meines Energiesystems verschwunden. Das übrigens schon sehr lange. Insgesamt scheint die Triebenergie und das damit verbundene triebhafte Streben – nach was auch immer – nicht mehr existent in mir. Alle sieben Chakren sind geöffnet und gut miteinander verbunden und es fließt über das Kronenchakra dauerhaft universelle Liebesenergie zu. Alle Bereiche fühlen sich ausgeglichen an. Meistens zumindest. Ist ein Bereich geschwächt, was hin und wieder natürlich vorkommt, denn in meinem Leben geht es weiterhin auf und ab, führe ich ihm Energie mithilfe meine Hände zu. Meine Hände habe ich als wunderbares Werkzeug für die Selbstheilung erkannt. Auch die Meditation ist mir weiterhin ein hilfreiches Mittel, um in der Kraft der Mitte zu bleiben. Dazu: Spaziergänge in der Stille der Natur, Paddeln auf dem Meer… und Singen (im Auto ;)!
Es fühlt sich nach Frieden an. Frieden in mir und mit der Welt. Akzeptanz. Und da ist eine Gewissheit, dass ich den Dingen, die das Leben noch bringt, gewachsen sein werde: Vertrauen ins Leben und in mich selbst.
Omraam Mikhael Aivanhov “Geheimnis Mensch, Seine feinstofflichen Körper und Zentren” Prosveta Verlag, Reihe Izvor - Band 219
ebenda
Omraam Mikhael Aivanhov “Liebe und Sexualität” Prosveta Verlag, Gesamtwerke - Band 14/15
Omraam Mikhael Aivanhov “Geheimnis Mensch, Seine feinstofflichen Körper und Zentren” Prosveta Verlag, Reihe Izvor - Band 219
Link zum Prosveta-Verlag (dort gibt es Leseproben zu jedem Buch von O.M. Aivanhov): https://www.prosveta.de/
(ich erhalte kein Geld, wenn ihr auf den Link klickt)
Ich glaube ich bin älter als du. Bei mir ist die Kundalini 1985 losgegangen. Es kam etwas Hilfe durch Bücher, die ich versucht habe, anzuziehen und durch gewisse kleine Botschaften in Träumen oder wenn ich in dem Zwischenzustand zwischen Traum und Wachbewusstsein war. Von daher war mir sehr klar was passiert. Ich hatte eine Zeitlang auch Visionen, glücklicherweise bin ich gut geerdet und es gab immer einen Teil von mir, der aus irgendeiner Ecke dem seltsamen Treiben zuschaute. Aber ich hatte auch eine Phase, wo ich dachte, ich werde verrückt. Und zwischendurch hatte ich das Gefühl, mein Körper brennt aus. Mein Ehemann hat glücklicherweise zu mir gehalten. Ich hatte ihm mitgeteilt, dass ich nervlich etwas durchmache und deshalb manchmal das reinste Nervenbündel bin. Und das mein normales Wesen wieder zurückkommen wird. Ist auch so gekommen. Wir sind jetzt seit 40 Jahren zusammen und haben eine Menge durchgestanden. Sei freundlich gegrüßt!